Zur mentalen Gesundheit von Medizinstudierenden

Ein Beitrag von Felix Radtke.

Es ist bekannt, dass Ärzt*innen im Vergleich zur Normalbevölkerung überproportional oft depressiv sind. [1] Gleichzeitig liegt der Schluss nahe, dass es systemische Probleme in der Ausbildung von Medizinstudierenden gibt. In einem systematischen Review konnte beispielsweise eine Prävalenz depressiver Symptome von fast 30% gezeigt werden. Bei 11.1% aller Studierenden zeigten sich Suizidgedanken. [2]

In einem aktuellen, systematischen Review (Kötter et al. 2019), in dem unter anderem deutsche Studien untersucht wurden, zeigte sich erneut, dass das Medizinstudium überproportional krankt macht. Ungünstigerweise geht diese Evidenz mit relativ geringen Kenntnissen über protektive Faktoren der mentalen Gesundheit von Medizinstudierenden einher. Es zeigte sich allerdings, dass es durchaus verschiedene Bedingungen gibt, die die mentale Gesundheit signifikant schützen können. Auf der einen Seite zeigte sich, intuitiv eingängig, dass niedriger „Neurotizismus“ ein schützender Faktor für den*die Studierende*n sei. [3]

Aus systemischer Sicht ist es allerdings wichtig zu untersuchen, welche Variablen aus Sicht der Fakultäten möglichst einfach geändert werden können und dabei einen möglichst großen Effekt zeigen. So deutet beispielsweise einiges darauf hin, dass schon eine positive Einstellung des Lehr- und Verwaltungspersonals gegenüber den Medizinstudierenden zu einer Verbesserung der mentalen Gesundheit führen können. Ergänzend zeigte sich, dass das Erlernen von Stressbewältigungsfähigkeiten ein besonders guter gesundheitserhaltender Faktor sein kann. [3]

Für eine Gesellschaft ist es von herausragender Bedeutung, dass Medizinstudierende das Studium gesund verlassen, insbesondere, wenn sie beispielsweise auf dem Spektrum des Neurotizismus Prädispositionen aufweisen. Erfreulicherweise gibt es die Hoffnung, dass das Erlernen bestimmter Strategien und das Schaffen von Bewusstsein für dieses Thema für sich genommen schon protektive Faktoren für die mentale Gesundheit von Medizinstudierenden ist.

Wir von Blaupause versuchen mit unserer Arbeit, Angebote zu schaffen, mit denen wir unter anderem Medizinstudierende in ihrer mentalen Gesundheit zu stärken. Gleichzeitig arbeiten wir stetig an neuen Konzepten, diesen Themenkomplex zu untersuchen und die Situation zu verbessern. Du möchtest uns hierbei unterstützen? Schreibe uns gerne via kontakt@blaupause-gesundheit.de.

[1] Mata DA, Ramos MA, Bansal N, et al. Prevalence of Depression and Depressive Symptoms Among Resident Physicians: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2015;314(22):2373–2383. doi:10.1001/jama.2015.15845
[2] Rotenstein LS, Ramos MA, Torre M, et al. Prevalence of Depression, Depressive Symptoms, and Suicidal Ideation Among Medical Students: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA. 2016;316(21):2214–2236. doi:10.1001/jama.2016.17324
[3] Kötter T, Fuchs S, Heise M, et al. What keeps medical students healthy and well? A systematic review of observational studies on protective factors for health and well-being during medical education. BMC Med Educ. 2019;19(1):94. Published 2019 Apr 1. doi:10.1186/s12909-019-1532-z

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert