Kommunikation: Wenn es hakt 

Kommunikation zwischen Berufsgruppen kann manchmal ganz schön schwierig sein. Unsere Autorin kennt beide Seiten – als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der einen und als Medizinstudentin auf der anderen Seite. Damit keine Rückschlüsse auf einzelne Personen oder Kliniken gezogen werden können, möchte sie gern anonym bleiben. 

Kommunikation zwischen medizinischem Personal stellt sich aus meiner eigenen Erfahrung als schwierig heraus. Gesundheits- und Krankenpfleger*innen und Ärzt*innen können diese meist nur aus Perspektive ihrer eigenen Berufsgruppe beurteilen und müssen dementsprechend sensibilisiert werden. Demnach ist das Entgegenbringen von wertschätzenden Worten, wie ‘Bitte’ und ‘Danke’ von extremer Wichtigkeit, wenn schon keine Zeit bleibt, alltägliche Problemsituationen bereden zu können. Aus meiner Sicht als Gesundheits- und Krankenpflegerin gab es oft Unsicherheiten und es mangelte an Feedback von ärztlicher Seite. Diese Unsicherheit wurde dadurch bestärkt, dass Kritik einen oft nur über die Pflegeleitung oder Kolleg*innen erreichte. Interessanterweise gibt es Studien, in denen Pflegende häufiger als Ärzt*innen interprofessionellen Zusammenarbeit als gering und somit belastend angaben.1 Natürlich ist dies oft durch den Schichtdienst bedingt, doch allzu oft fehlte eine offene, transparente Kommunikation bei entsprechenden Begegnungen. Meiner Erfahrung nach haben Aussagen, die die Arbeit einer oder mehrere Pflegefachkräfte kritisieren, große Auswirkungen auf die Beurteilung von Pflegeleitungen und führten durch mangelnde Kommunikation oft zu Missverständnissen. So zeigen Studien beispielsweise, dass eine bessere Zusammenarbeit von Ärzt*innen und Pflegekräften statistisch mit einem besseren Gesundheitszustand und einem geringeren Burnout-Risiko assoziiert ist.1 Durch mehr Offenheit und Kenntnis über die Wichtigkeit von Kommunikation kann hier nicht nur eine bessere Behandlung für Patient*innen, sondern auch ein reduzierter psychischer Stress innerhalb des medizinischen Personals erzielt werden.   

Konkret wünsche ich mir für eine interdisziplinäre Kommunikation im Krankenhausalltag feste Zeiten in der Woche, in denen Ärzteschaft und Pflege sich zusammensetzen und eine Art „Lagebesprechung“ bzw. sich gegenseitig „Updates“ geben. In meiner Tätigkeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin in verschiedenen Krankenhäusern machte ich die Erfahrung mit einer sogenannten „Krisensitzung“ einmal pro Woche, in der das Pflegepersonal des jeweiligen Schichtplans und Oberarzt zusammenkamen. Hierbei gab es eine Zusammenfassung des Oberarztes der anstehenden organisatorischen Maßnahmen und Herausforderungen für die nächsten Tage. Dabei konnte man stets Meinungen, Einwände bzw. Vorschläge abgeben. Leider gab es oft Unterbrechungen durch den fortlaufenden Arbeitsalltag und der allseits gegenwärtige Zeitdruck führte oft dazu, dass einzelne Teilnehmer ihre Anliegen nicht mehr los werden konnten. Zudem ist eine solches autoritäres Vorgehen extrem abhängig von dem jeweiligen Oberarzt. Nichtsdestotrotz hilft es offene Fragestellungen oder Denkansätze zur Verbesserung von Arbeitsprozessen und psychischer Gesundheit von medizinischem Personal zu geben. Eine Idee wäre, dass die Ärzt*innen wissen, wann das Pflegepersonal beschäftigt ist oder gerade keine Zeit hat, um sich angemessen mit Kritik auseinanderzusetzen und sich zum Zeitpunkt „X“, wenn es gerade ruhiger ist an die Ärzteschaft wendet und umgekehrt. Ein weiterer Punkt ist, dass sich neue Teilnehmer von beiden Seiten vernünftig vorstellen sollten. Denn in einem Alltag, wo sich alle gegenseitig mit Namen kennen, ist eine wertschätzende Atmosphäre und höhere Bereitschaft zum Gespräch vorprogrammiert. 

Gefühlt gibt es auf Seiten der Pflegekräfte auch manchmal verhärtete Fronten, wenn es beispielsweise einen verhassten Arzt auf Station gibt, sind die ihm zugewiesenen Studenten häufig in den gleichen Topf geworfen. Schließlich wollen sie später auch mal Arzt werden und suchen nach Vorbildern und Maßstäben. Bei diesem Gedanken wünsche ich mir, dass meine Kolleg*innen „Neuen“ im Team unvoreingenommen gegenübertreten und sich selbst eine Meinung bilden.  

Verweis:   
Mit dem Thema bedürfnisorientierter Kommunikationskulturen haben wir uns wissenschaftlich bereits in einem vorherigen Artikel beschäftigt. Wenn euch interessiert, was sich dahinter verbirgt und wie eine solche Kommunikationskultur durch veränderte Strukturen gefördert werden kann, schaut doch gern einmal hier vorbei: Bedürfnisorientierte Kommunikationskulturen

Die Blogeinträge spiegeln die persönlichen Meinungen und Erfahrungen der Autor*innen wider.
Die Autorin möchte anonym bleiben und ist der Redaktion bekannt.

Literatur:   

1. Raspe, M. et al. Working conditions and health status of young physicians and nurses in German hospitals. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforsch. – Gesundheitsschutz63, 113–121 (2020).  
Auch als Journal Club bei uns verfügbar.

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