Die Persönlichkeit des Helfers macht aus, dass er gerne gibt – und deshalb häufig wenig bei sich selbst ist.

– “5 vor 12” mit Fernanda Hübner –

Kurze Vorstellung der Interviewten 

Fernanda Hübner hat Soziale Arbeit studiert und arbeitet im sozialpsychiatrischen Dienst. Von ihrer Tätigkeit hat sie schon mehrmals im Blaupause-Blog berichtet.

DIE FÜNF – Einstiegsfragen: 

  1. Mentale Gesundheit ist für mich … 

Mentale Gesundheit ist für mich psychische Gesundheit, das heißt für mich, psychisch, emotional stabil, ausgeglichen zu sein. Wenn das in eine Schieflage kommt, dann fühle ich mich eben nicht mehr mit mir wohl. Ich habe das Gefühl, ich bin aus dem Gleichgewicht geraten, ich verliere die Kontrolle über mein Leben. Grübeln, Gedankenrasen, Ängste sind so Sachen, die für mich eher zum Gegenteil von mentaler Gesundheit gehören. Wenn die sich eben immer wieder und vielleicht zunehmend massiver in den Alltag einschleichen und mein Leben beeinflussen. Für mich ist es also leichter, mentale Gesundheit über das Gegenteil zu definieren. Aber positiv gefasst: Sich mit sich wohlfühlen, so im Großen und Ganzen. Das Gefühl zu haben, dass man sein Leben gestalten kann, meistern kann mit den Aufgaben und verschiedenen Bereichen, die darin vorkommen: Freizeit, soziale Beziehungen, Hobbys, Arbeit. Dass man sich dem gewachsen fühlt und damit im Großen und Ganzen wohlfühlt.

  1. Was tust du persönlich für deine eigene Psychohygiene/um Abstand von deinem Berufsalltag zu bekommen? 

Ich finde, Psychohygiene ist alles, was gut tut. Das kann das Telefonat mit der Freundin sein, dass ich mich einfach mal alleine in ein Café hocke oder mich selber alleine zum Essen einlade. Nichts tun, mich auf die Wiese vor meinem Haus unter einen Baum setzen, einfach nur in die Gegend gucken, nachdenken, schreiben, lesen, bei mir sein – das tun, worauf ich gerade Lust habe. Körperliche Betätigung, Sport in irgendeiner Form – ich merke immer wieder, dass ich das schon brauche für meinen Alltag. Und aber auch zu wenig mache oder zu wenig regelmäßig. Austausch mit anderen ist ganz, ganz wichtig. Sich auch über die Arbeit austauschen, weil ich oft so voll bin mit Gedanken und Geschichten von Menschen, dass das auch irgendwohin muss. Sich deshalb mit Menschen darüber austauschen zu können, und dadurch dann Abstand zu kriegen oder auch manchmal eine andere Perspektive, ist ganz wichtig.

  1. Worin siehst du erste „Warnsignale“ beginnender psychischer Probleme bei Kolleg*innen und was tust du persönlich, wenn du diese bemerkst? 
  2. Ich würde das nicht nur auf Kollegen beschränken, sondern erstmal allgemein: Warnsignale heißt für mich, dass eine Person aus dem Gleichgewicht zu sein scheint. Das heißt, wenn sie sich anders verhält als bisher, wenn die Laune oder die Launen anders sind: gedrückter, schwankender, aggressiver, angespannter, gereizter. Wenn ich das Gefühl habe, jemand ist in so einer Stressmühle, in so einem Hamsterrad drin und kommt da nicht raus oder möchte sich das nicht eingestehen; erlaubt sich das vielleicht auch nicht. Wenn es selbst jemand gar nicht sieht, dass er eigentlich da irgendwie vielleicht Probleme hat, dann finde ich das am schlimmsten, weil man das dann ganz schwer an die Person heranbringen kann.
    Bei Kollegen, Kolleginnen würde ich sagen: Wenn sich jemand permanent übernimmt, in seiner Freizeit arbeitet oder E-Mails beantwortet, ständig überfordert ist, dem, was er zu bewältigen versucht, nicht gewachsen ist und da irgendwie immer hinterherhechelt. Was ich da tue, das kommt sehr darauf an, wie ich zu der Person stehe. Also hat man ein so gutes und enges Verhältnis, dass man das ansprechen kann? Dann wäre das natürlich der erste Schritt – oder eigentlich immer der erste Schritt, wenn man das über längere Zeit bemerkt hat. Und dann kommt es aber auch trotzdem immer auf die Selbstverantwortung der Person darauf an. Also wenn jemand nichts gegen seinen Zustand unternehmen möchte oder unternehmen kann, dann kann sich schon die Frage auch für das Team stellen: Wie gehen wir damit um? Und dann, denke ich, muss man im Team auch gucken, was man macht. Also ob man dann gemeinsam die Person darauf anspricht und signalisiert: „Du, wir haben das Gefühl, dir geht es momentan nicht gut.“ Und dann das Gespräch sucht.

    1. Was macht es deiner Erfahrung nach gerade für Behandelnde/Helfende so schwer, selbst Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen? 

    Ich denke, die Persönlichkeit des Helfers macht aus, dass er gerne gibt, also viel nach außen geben möchte, und deswegen häufig wenig bei sich selbst ist. Dieses nach außen schauen – geht es den anderen gut – geht häufig damit einher, dass man gar nicht weiß oder darauf achtet, wie gut es einem selber geht. Oder dass man sich auch gar nicht den Wert beimisst und gar nicht die Einstellung hat: „Halt, eigentlich muss es mir erstmal gut gehen, und dann kann ich auf andere gucken.“ Vielleicht kommt dazu auch ein niedriges Selbstbewusstsein, eben weil man natürlich auch Selbstbewusstsein daraus ziehen kann, wenn man für andere da ist. Es ist natürlich immer die Frage: Wer hilft warum? Und dann gibt es da noch ganz viele andere Gründe. Ich denke, dass dieses Bild des Helfers so ein bisschen einem Übermenschen gleicht: Er muss, um anderen helfen zu können, besonders unberührt und stabil und gesund und makellos dastehen. Ich denke, das Bild kommt aus der früheren Medizin oder Psychiatrie, wo der Arzt der Gott in weiß war, der Antwort auf alles hat. Er sagt dir, was du tun sollst, und dann machst du das. – Ein Bild, das auch Psychiater teilweise noch so von sich zu haben scheinen; so mein Eindruck leider. Nicht der Behandler ist ein Mensch wie jeder andere auch, sondern er steht über dem Ganzen. Und das ist immer schwer, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht, gerade wenn man jemand ist, der eben nicht gerne abhängig ist von anderen. Oder der nicht schwach wirken möchte. Da kommt es dann auch darauf an: Wie ist man aufgewachsen, mit was für einer Haltung? Es kommt also ganz viel zusammen. Aber es ist auch einfach sehr ungewohnt und kann auch unschön sein, je nachdem mit wem man zu tun hat, wenn man sich auf einmal in der anderen Rolle wiederfindet, auf der anderen Seite des Tisches. Es gibt natürlich auch Helfer, die mit dir als jemanden aus demselben Berufszweig nicht unbedingt so sensibel umgehen, wie sie es tun sollten. Und man ist dann, glaube ich, besonders hellhörig: Wie geht der jetzt mit mir um? Sieht der mich auf Augenhöhe oder bin ich gerade für ihn irgendwie ein Kollege, der aber eigentlich total abloost gerade. Vieles davon sind aber Sachen, die ganz schwer festzumachen sind.

    1. Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, um das Thema „psychische Störungen“ besonders bei im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen zu enttabuisieren und zu entstigmatisieren? 

    Es fängt bei jedem selbst an. Es ist Aufgabe von jedem Behandelnden oder Helfer, in sich eine Einstellung zu kultivieren, die er dann durch seine Arbeit, durch seine Haltung nach außen trägt. Und diese Haltung sollte eben sein, dass wir alle Menschen sind, dass wir da alle auf Augenhöhe stehen, dass jeder von uns anfällig ist für Stress, für Überforderung, Überlastung, Überschreitung unserer Grenzen. Und dass es jedem von uns passieren kann, eine psychische Erkrankung zu bekommen; dass es dann notwendig und auch mutig ist, sich Unterstützung zu suchen. Und diese Einstellung authentisch zu leben und zu vertreten, das ist der wichtigste Schritt. Es bringt nichts, noch so viele Präventionskampagnen zu machen, wenn es nicht gelebt wird von den Leuten, die es betrifft. Dazu gehört auch, Leute zu ermutigen und zu bestärken, und ihnen das auch zu spiegeln: „Das ist ein wichtiger Schritt, den du da gerade gehst, und ich weiß, er erfordert noch Mut, weil du selber in einer Helfer-Rolle bist.“

    Die Frage aus dem Forum: 

    1. Immer wieder werden wir darauf angesprochen, welche Achtsamkeitsübung denn nun wirklich hilft. Hast du den ultimativen Tipp? 

    Ich denke, das ist wie bei allem kein Kochrezept, das man einfach anwenden kann, sondern für mich geht es bei Achtsamkeit erstmal um eine Haltung, die ich kultivieren kann, indem ich mit mir bewusst und sorgfältig und fürsorglich umgehe, so mit der Welt auch umgehe. Alle Achtsamkeitsübungen beziehen sich ja auf bewusste Wahrnehmung: von Gefühlen, von Sinnesreizen, von Gedanken, von Körperempfindungen. Deswegen ist es meiner Meinung nach recht egal, welche davon man praktiziert. Ich denke, es ist immer eine gute Sache, wenn man ausprobiert, dem Ganzen eine Chance gibt und auch Zeit gibt, weil es ist eine Übungssache. Eben nicht sich denken: Ich bin gestresst, das heißt, ich mach jetzt mal schnell eine Achtsamkeitsübung. Sondern im gleichen Zug versuchen zu verstehen, worum geht’s denn eigentlich? Was steckt denn dahinter? Und nicht so dieses: Ich habe ein Symptom, ich versuche dagegen jetzt quasi so die Pille ‚Achtsamkeit‘ einzunehmen und dann ist es wieder weg. So funktioniert das nicht.

    Die Fragen zur Expertise:  

    1. Du bist Sozialarbeiterin. Was macht diese Tätigkeit für dich aus? 

    Ja, die Frage, was ist Soziale Arbeit, was machen Sozialarbeiter, ist eine sehr spannende, weil schwierige Frage. Ich würde es so definieren: Ein Sozialarbeiter arbeitet mit Menschen, die sich gerade nicht so selbst helfen können, wie sie das vielleicht möchten. Und ein Sozialarbeiter arbeitet mit diesen Menschen zusammen, damit sie ihn irgendwann nicht mehr brauchen, damit sie irgendwann ihr Leben wieder selbstständig und selbstbestimmt und hoffentlich mit einer gewissen Zufriedenheit führen können. – Hilfe und Selbsthilfe, Empowerment sind da so die klassischen Stichworte, die aber auch, gelebt werden müssen und nicht einfach nur platt so im Raum rumschwirren dürfen: Was heißt das für mich? Und wie trage ich das in meine Arbeit?

    Soziale Arbeit ist ein riesiger Bereich. Und ich bin im psychosozialen Bereich tätig, also mit Menschen zu arbeiten, die psychische Probleme, psychische Erkrankungen haben. Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren in einem sozialpsychiatrischen Dienst und das ist der Job, den ich eigentlich schon vor meinem Studium machen wollte. Also Beratungsgespräche führen und da der Arbeit von Psychotherapeutinnen auch immer wieder recht nahe zu kommen.

    1. Wie unterscheidet sich deine Arbeit von der Arbeit psychologischer Psychotherapeut*innen? 

    Da gibt es ganz wenige wirklich trennscharfe Dinge. Also es gibt Formalia, klar: Eine Therapie muss man beantragen bei der Krankenkasse und so weiter. Das brauchst du nicht, wenn du in eine Beratungsstelle gehst. Es gibt eine gewisse Anzahl von Therapiestunden, die du bewilligst kriegst. In eine Beratungsstelle kannst du so lange und so oft kommen, wie du willst. Aber das, was dann inhaltlich da passiert, das ist so breit. Und ich komme eben aus dem Bereich der personenzentrierten Arbeit, der Therapie-Begriff dazu ist die Gesprächspsychotherapie. Und ich denke schon, dass ich „relativ therapeutisch arbeite“, weil ich eben auch Ursachen bearbeiten möchte und nicht nur Symptome.
    Vielleicht als „Definition“: Bei der Therapie geht es um die Behandlung von Krankheiten, Störungen, Verbesserung der Symptome oder Symptomfreiheit, und in der Beratung kann es um alles Mögliche gehen. Da kann es um Alltagsprobleme gehen, um Beziehungskrisen. Aber im sozialpsychiatrischen Bereich, wo wir explizit mit Leuten arbeiten, die psychisch krank sind, ist das nicht trennscharf. Beratungsgespräche kannst du auf unterschiedlichste Arten und Weisen führen. Mein Anspruch ist schon, da nicht an der Oberfläche zu bleiben. Mein Anspruch ist auch, nicht irgendwelche Tipps oder Ratschläge zu geben: „Machen Sie mal das und das.“ Sondern auch wieder aus dieser sozialarbeiterischen und klientenzentrierten Sicht heraus, mit der Person zu erarbeiten, wie geht es mir eigentlich. Bewusste Wahrnehmung von Gefühlen – da sind wir wieder bei der Achtsamkeit. Was bewegt mich? Was für Gefühle sind das? Und dann da zu so einer inneren Kraft wieder zu kommen, zu einer Selbstwirksamkeit, die die Person dann dazu befähigt, herauszufinden, wie sie handeln möchte und wie sie das schaffen kann.

    1. Was brauchst du, um gerne zur Arbeit zu gehen? 

    Ich weiß eher, was mir gar nicht gut tut. Also ich brauche Rahmenbedingungen, in denen es mir gut geht. Und darunter verstehe ich Arbeitszeiten, mit denen ich klarkomme – Stichwort Schichtarbeit; Vorgesetzte, mit denen ich klarkomme; Kollegen, mit denen ich mich wohlfühle; eine Tätigkeit, mit der ich mich prinzipiell wohlfühle. Und diese Rahmenbedingungen, die viel auch von der Leitungsposition kommen, also wie wird geführt, wie wird kommuniziert, wie werden Anweisungen gegeben, das macht für mich ganz viel von dem Klima, von der Atmosphäre auf der Arbeit aus. Also was gar nicht geht, ist ständige Angst und Anspannung, ständiger Druck, Angst zu versagen, das ständige Gefühl, ich komme dem Ganzen nicht hinterher oder ich könnte irgendwas falsch machen.

    1. Was ist bei der Arbeit mit psychisch Erkrankten besonders herausfordernd? 

    Ich persönlich finde weniger die Arbeit mit den Klienten herausfordernd als wenn ich beispielsweise merke, es gibt von Seiten der Vorgesetzten wenig Struktur, wenig Rückendeckung, wenig Entlastungen in Zeiten, in denen wir einfach sehr viel zu tun haben. Menschen mit psychischer Erkrankung bringen natürlich viel an Emotionen mit und an Geschichten. Und deswegen geht es da natürlich immer wieder darum, sich abzugrenzen, die richtige Nähe und Distanz zu finden, also da immer wieder gut handeln. Es ist ganz wichtig, in der Arbeit sehr bei sich zu sein, sehr sensibel zu spüren: Wie geht es mir? Mit welchem Gefühl bin ich heute in der Arbeit? Mit welchem Gefühl bin ich gerade in diesem Gespräch? Mit welchem Gefühl bin ich nach dem Gespräch? Wie kann ich mit diesen Gefühlen umgehen? Und bei mir ist es eigentlich eher so, dass ich mir viele planerische oder koordinierende, strategische Gedanken mache. Also: Wie kann ich damit jetzt weiter vorgehen? Es ist nicht so, dass mich das emotional total fertigmacht im Normalfall, weil ich einfach den Beruf gerne mache und weil ich viel einfach auch mit solchen Menschen und solchen Geschichten schon zu tun hatte. Sondern eher dieses: Es sind Menschen, die brauchen dich. Und teilweise bist du irgendwie der einzige Ansprechpartner für diese Person. Und da ist es ganz wichtig, immer wieder dabeizubleiben: Es ist trotzdem das Leben dieser Person. Ich kann niemanden retten. Ich lebe nicht das Leben dieser Peron für sie, sondern ich kann unterstützen, wenn sie zu mir kommt, in dem Moment, wo sie da ist. Ich kann mir danach vielleicht noch überlegen, was muss ich in der Zwischenzeit organisieren oder bereitstellen. Aber, ja, immer wieder diese Grenzen finden: Was ist machbar, was ist nicht machtbar? Was ist mein Auftrag? Das sind Prozesse, die eigentlich immer laufen sollten.

    1. Deine Abschlussarbeit hast du zum Thema „Experienced Involvement – eine Chance für alle Beteiligten?“ geschrieben und darin Genesungsbegleiter*innen und Seelsorger*innen von EX-IN geschrieben. 
      Worum genau geht es bei EX-IN? 

    Also Ex-In hat mich damals schon sehr angesprochen, weil es einfach um Psychiatrie-erfahrene Menschen, also psychisch kranke Menschen geht, dass das nicht ein Handicap und ein Makel ist, sondern dass das auch große Ressourcen bedeuten kann. Und Menschen, die psychische Krisen bewältigt und überstanden haben, die psychische Krankheiten entweder überwunden haben oder damit auch chronisch leben, oder mit Phasen von psychischer Erkrankung immer wieder umgehen müssen, dass man da eben ganz klar sagt und erkennt: Das hat ganz viel Potenzial. Also um so etwas zu schaffen, braucht man viel Stärke und viele Fähigkeiten. EX-IN ist ein ressourcenorientierter Blick auf psychisch erkrankte Menschen.

    In meiner Abschlussarbeit habe ich mit sogenannten Genesungsbegleitern gesprochen, die die einjährige Ausbildung gemacht haben. Da geht es darum, dass man sich sehr mit sich und seiner Krankheitsgeschichte auseinandersetzt, und mit dem, was man daraus gezogen hat, um es anderen Menschen zugänglich zu machen. Genesungsbegleiter können zum Beispiel in verschiedenen sozialpsychiatrischen Einrichtungen wie Kliniken oder Tageszentren arbeiten und ihre andere Art von Zugang den Menschen dort bereitstellen. Weil sie ein Erfahrungswissen haben und kein Wissen, das eben aus Büchern und aus Theorie stammt. Und das kann eine große Bereicherung sein, wenn es richtig angestellt wird. Zu diesem Fazit bin ich auch durch meine Interviews gekommen.

    DIE ZWÖLFTE – Abschlussfrage 

    1. Welchen Rat möchtest du Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder sich in einer entsprechenden Ausbildung befinden, hinsichtlich ihrer eigenen mentalen Gesundheit mit auf den Weg geben? 

    Wir müssen immer im Blick haben, dass Gesundheit das Wichtigste ist, was wir haben. Und Gesundheit ist nicht nur körperlich, sondern eben auch mental. Und die gilt es zu erhalten. In unserer Gesellschaft ist es leider so, dass wir sehr auf Funktionieren geeicht werden, und weniger darauf zu gucken: Wie geht es uns? Mit dem Rückschluss, dann können wir auch gut arbeiten, produktiv sein, für andere da sein. Und ich finde es wichtig, diese Verknüpfungen eben zu sehen, und zu leben. Also, dass ich merke, gerade bin ich krank, habe vielleicht erstmal nicht so ein gutes Gefühl dabei, mich krankzumelden, aber es ist notwendig, es geht gerade nicht anders. Ich kann in dem Zustand nicht gut arbeiten. Und ich würde dann vielleicht andere anstecken, ich würde selber noch kränker werden. Mir würde es dabei nicht gut gehen. Und auf Dauer kommt man nicht weit, wenn es einem selber nicht gut geht. Ich denke, das Fatale dabei ist wirklich, dass sich der Mensch recht lange in diesem Funktionieren-Modus halten kann, ohne auf sich zu schauen. Und irgendwann bricht er dann halt zusammen. Und dann geht manchmal gar nichts mehr. Und damit es nicht so weit kommt, ist es die Verantwortung von jedem Einzelnen, gut auf sich zu achten und auch überhaupt herauszufinden: Was brauche ich denn, damit es mir gut geht, dass meine wichtigsten Bedürfnisse immer irgendwie gedeckt sind? Wie kann ich gut für mich sorgen? Dann eben auch zu merken, wenn es mir selber gut geht, dann habe ich was, woraus ich schöpfen kann. Aber wenn meine Kraft sukzessive weniger wird, woher soll ich dann etwas für andere nehmen? Und letztlich gehen wir einfach mal davon aus, wir haben nur dieses eine Leben, und ich persönlich möchte nicht so leben, dass ich immer nur gebe, gebe, gebe, sondern ich möchte auch, dass es mir selbst gut geht. Und so viel, denke ich, sollten wir uns alle wert sein.

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