Ein anonymer Kommentar
Das Motto der diesjährigen Aktionswoche: „Mit Kraft durch die Krise“ betrifft uns alle und wir von Blaupause möchten hier die Perspektive aus Sicht der Gesundheitsberufler*innen besonders herausstellen. Nicht nur die Tatsache, dass die Behandelnden einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind oder sogar zu Risikogruppe gehören, sondern auch die Arbeit an der Belastungsgrenze soll hier zu Wort kommen.
In extremen Belastungssituationen ist es enorm wichtig seine Sorgen und Nöte mitzuteilen und wenn nicht ausreichend anerkannt, aktiv danach zu suchen, denn nichts führt zu mehr Frust als unausgesprochene Heldentaten.
So haben Pflegefachkräfte, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, sowie alle anderen Professionen mit unmittelbarem Patientenkontakt besondere Aufmerksamkeit verdient für einen Beruf, der seit Jahren schlecht bezahlt wird und zu wenig Anerkennung und Wertschätzung von Entscheidungsträger*innen und im Rahmen der Gesetzgebung erhielt bzw. immer noch erhält.
Hier ist der versprochene Bonus für Pflegefachpersonal nur ein Beispiel für das immer noch zurückhaltende Vorgehen gegen die mangelnde Anerkennung für unsere stärksten Helfer*innen. Denn seit einem halben Jahr warten viele auf eine angemessene Entlohnung für die vielen Extrastunden, sind vielleicht aus Hoffnung daran zur Arbeit gegangen, obwohl sie zur Risikogruppe gehören oder sind längst aus dem Beruf ausgeschieden ohne überhaupt einen Cent davon gesehen zu haben. Eine Schachtel Merci oder ein Strauch Lavendel sind entsprechend für viele auch eher ein Tritt als ein Dank.
„Im April habe ich fünf Tage an COVID-19 erkrankte Patienten versorgt, obwohl ich und auch meine Kolleg*innen zur Risikogruppe zuzuordnen wären. Nicht nur aus dem Willen heraus zu helfen, eigenem Pflichtbewusstsein, sondern auch in der Hoffnung auf Anerkennung und Entlohnung. Doch selbst wenn letztendlich ein Bonus gewährt wird, ginge ich als Studentin leer aus, da ich wegen anstehendem erstem Staatsexamen gekündigt habe.“
Gesundheits- und Krankenpflegerin in Vorbereitung zum Physikum 2020 und mit 20% Stelle auf Normalstation im Krankenhaus
In den Medien hört man von bezahlten Urlauben in den USA und Prämien in Kanada, in Ländern in denen „Nursing“ ein grundlegendes Studium ist. Das zeigt einmal mehr, wie wenig Wertschätzung unserem Gesundheitssystem und allem voran Pflegefachpersonal entgegengebracht wird. Dies heute zum Thema zu machen, soll nicht nur die Möglichkeit geben, seinen eigenen Frust los zu werden, sondern auch aktiv etwas zu verändern. Im sozialen Bereich haben wir aufgrund von Personalmangel nicht die Möglichkeit, jeden Freitag blau zu machen. Aber immerhin können wir uns in sozialen Netzwerken oder gezielten Veranstaltungen, wie der Aktionswoche für seelische Gesundheit zusammenfinden und so auf uns, unsere Situation und unser Anliegen aufmerksam machen.
Die Aktionswoche „Mit Kraft durch die Krise“ gibt jedem die Gelegenheit seine individuellen Erfahrungen zu berichten und die verdiente Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten. Wir freuen uns auf eure Berichte und Erfahrungen – beispielsweise im Rahmen unserer COVID-19 Kurzinterviews, fernab von dem was in den Medien berichtet wird.
Die Blogeinträge spiegeln die persönlichen Meinungen und Erfahrungen der Autor*innen wider.
Der*die Autor*in möchte anonym bleiben und ist der Redaktion bekannt.