Wir sind in der dritten Welle. Um herauszufinden, was euch aktuell beschäftigt, haben wir kurzerhand die Kurzinterviews entwickelt.
Ob Pflegekraft, Student*in, Psycholog*in, Ärzt*in, Reinigungskraft, MFA oder Mitarbeiter*in im Bettenaufbereitungsdienst: uns interessiert, was COVID-19 mit dir und deinem Arbeitsalltag macht.
Die Fragen sind immer die gleichen:
1. Welcher beruflichen Belastung siehst du dich aufgrund von Covid-19 ausgesetzt?
2. Wie gehst du ganz persönlich mit dieser Belastung um?
3. Was brauchst du jetzt (von deinem Arbeitgeber, von der Politik, von Patient*innen und Angehörigen), um gesund und sicher arbeiten zu können?
3 Fragen, wenige Minuten und viele Erkenntnisse: unsere Kurzinterviews. Viel Freude beim Stöbern!
Ihr kennt jemanden oder würdet gern selbst ein Kurzinterview geben? Meldet euch ganz unkompliziert unter kontakt@blaupause-gesundheit.de.
Person 1 (Anästhesist, Notfallmediziner)
Welcher beruflichen Belastung siehst du dich aufgrund von Covid-19 ausgesetzt?
Die Pandemie ist sicher die besonderste Belastung, der ich in meiner bisherigen Berufslaufbahn, die dann doch immerhin schon über 20 Jahre andauert, ausgesetzt bin. Das gilt wohl für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen gleichermaßen. Sicher, ich habe einen sicheren Job und ein Dach über dem Kopf und meine Familie als Ausgleich. Dennoch gelten alle Einschränkungen im Alltag genauso für mich und meine Familie wie für uns alle. Und ich beschäftige mich enorm viel in meiner Freizeit mit einem Thema, was eben nicht nur meine Arbeit betrifft. Ich mache mir sorgen um meine Patienten, um den nächsten Dienst, um meine Familie, die Schulbildung der Kinder etc. Das große Problem ist also, dass es auf allen Ebenen – beruflich wie privat – eben anstrengender geworden ist. Und gleichzeitig viel Ausgleich mit Freunden und mit Veranstaltungen aufgrund der Pandemie weggebrochen ist. Bei der Arbeit auch viele Gespräche mit Patienten und Angehörigen, die sich zu Recht Sorgen machen. Insgesamt eine belastende Situation.
Wie gehst du ganz persönlich mit dieser Belastung um?
Ehrlich gesagt: weiss ich nicht. Ich brauche die Informationen, um mich adäquat verhalten zu können. Das Wissen um Covid19 wächst rasant, und ich benötige viel Zeit zum Lesen und Informieren. Ansonsten versuche ich, mir unserer dennoch eigentlich guten Situation (wie oben geschrieben: Job und Wohnsituation sind sicher) bewusst zu sein und daraus Kraft zu ziehen.
Was brauchst du jetzt (von deinem Arbeitgeber, von der Politik, von Patient*innen und Angehörigen), um gesund und sicher arbeiten zu können?
Von der Politik würde ich mir endlich konsequentes Handeln wünschen. Das ist wahnsinnig dilettantisch, denn die Wissenschaft wird offenbar komplett ignoriert. Und das, obwohl es uns allen gut tun würde, ihr zu folgen – kurze, harte Einschränkungen hätten längst – auch mit B117 – von Öffnungen begleitet werden können. Also: sicheren Öffnungen. Aber das ist halt bisher nie geschehen ab der 2. Welle, obwohl es eigentlich klar ist. Insbesondere in der aktuellen 3. Welle wirkt die Politik komplett handlungsunfähig. Die aktuelle Situation ist maßgeblich den fehlenden Maßnahmen zu verdanken. Wir hätten damit längst fertig sein können.
Wir bedanken uns bei @Anaesthet1, der die Fragen beantwortete und auf Twitter zu finden ist.
Person 2 (Intensivpfleger)
Welcher beruflichen Belastung siehst du dich aufgrund von Covid-19 ausgesetzt?
Die berufliche Belastung, die auch schon vor Corona angespannt und prekär war, verschärft sich durch Corona. Es gibt quasi keine Pausen mehr zum abschalten. Corona ist ja überall.
Wie gehst du ganz persönlich mit dieser Belastung um?
Ich versuche, bewusst abzuschalten. Gucke tatsächlich wenig Nachrichten, einmal täglich Tagesschau. Des Weiteren rede ich viel mit meiner Frau und gehe ausgiebig mit meinem Hund raus.
Was brauchst du jetzt (von deinem Arbeitgeber, von der Politik, von Patient*innen und Angehörigen), um gesund und sicher arbeiten zu können?
Ein harter, effektiver Lockdown um uns zu entlasten.
Wir bedanken uns bei @gemuesesuppe78, der die Fragen beantwortete und auf Twitter zu finden ist.
Person 3 (Intensivpfleger)
Welcher beruflichen Belastung siehst du dich aufgrund von Covid-19 ausgesetzt?
Als Pflegekraft auf Covid-ITS muss ich derzeit zu viele, zu schwer erkrankte Menschen versorgen und uns wird keine Pause gegönnt. Gleichzeitig ist die schiere Masse an Todesfällen belastend, da viele im Alter meiner Eltern sind.
Wie gehst du ganz persönlich mit dieser Belastung um?
Ich nutze Twitter als Ventil und versuche mein „Frei“ soweit möglich zu genießen mit Kochen, Lesen, zocken. Auch rede ich mit vielen Menschen über meine Erfahrungen.
Was brauchst du jetzt (von deinem Arbeitgeber, von der Politik, von Patient*innen und Angehörigen), um gesund und sicher arbeiten zu können?
Ich brauche jetzt einen harten Lockdown, damit nicht mehr Patient*innen hinzukommen. Ich brauche gute PSA. Ich brauche mehr Kolleg*innen. Wir brauchen eine zufriedenstellende Vergütung, keiner will für den Lohn sein Leben aufs Spiel setzen.
Wir bedanken uns bei @Tobbelwobbel, der die Fragen beantwortete und auf Twitter zu finden ist.