Entkräften von Vorurteilen

Ein besonderes Anliegen ist es uns mit Vorurteilen, die psychisch Erkrankte betreffen, aufzuräumen. Wir klären über mentale Gesundheit auf und informieren auf einer neutralen und medizinischen Ebene. Dafür verwenden wir neben unseren Social Media Kanälen auch die eher „altmodische“ Papiervariante und verteilen Flyer (z.B. im Rahmen unserer anderen Veranstaltungen).

Ziel ist es, die Toleranz und Akzeptanz psychischer Krankheiten in unserer Gesellschaft zu steigern. Keiner muss sich schämen oder Angst haben, wenn er mit mentalen Problemen kämpft!

Einige Beispiele findest du gleich hier:

Depressionen:

Depression hat nichts mit mangelnder Willenskraft oder Faulheit zu tun – Depression ist eine Krankheit. Gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten gehören dabei zu den Hauptsymptomen, sodass Betroffene sich oft sehr schwer damit tun, ihren Alltag zu bewältigen. Stigmatisierung und die Angst vor Verurteilung erschweren die Situation zusätzlich.
Dabei sind Depressionen keine seltene Erkrankung: mehr als 5,3 Mio. Deutsche leiden derzeit darunter. Die gute Nachricht: Depressionen sind behandelbar!

Essstörungen:

Essstörungen sind häufig: Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind etwa 3 bis 5% unserer Gesellschaft betroffen, das entspricht rund 4,2 Mio. Deutsche. Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren zeigen Symptome von Essstörungen. Die häufigsten Formen sind Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie, Binge-eating-Störung und unspezifische Symptome.

Die meisten Vorurteile fußen auf der Annahme, dass Erkrankte einfach mehr oder weniger essen sollten und somit wieder geheilt werden. Doch Essstörungen haben nicht nur eine Ursache; es spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen (z.B. genetische, soziokulturelle, familiäre, individuelle Ursachen etc.). Durch diese ganzen Einflüsse entsteht eine komplexe psychische Erkrankung, die sich (unter anderem) auch auf der körperlichen Ebene anhand des Essverhaltens zeigt. Für den Therapieerfolg ist die Suche nach den Ursachen wichtig. Dabei geht es aber nicht darum, Schuld zuzuweisen oder einen Verantwortlichen für die Erkrankung zu finden. Das Ziel ist es viel mehr, die individuelle Entstehung der Krankheit zu verstehen und so auslösende Faktoren positiv zu verändern.

Burn-out:

Burn-Out ist ein vieldiskutiertes Thema in unserer heutigen Gesellschaft, wobei immer wieder auch einige Vourteile gegenüber der Krankheit kursieren. Oft wird angenommen, Burn-Out sei lediglich eine vorübergehende Erschöpfung. Oder nur eine Modekrankheit und Ausrede von Menschen, die keine Lust mehr haben viel zu arbeiten.

Stattdessen bezeichnet das Burnout-Syndrom einen Zustand, bei dem der Patient durch andauernden beruflichen und/oder privaten Stress derart belastet ist, dass sich ein Zustand physischer und emotionaler Erschöpfung mit deutlich reduzierter Leistungsfähigkeit einstellt. Die Beschwerden, die mit Burn-out-Erleben einhergehen, können individuell verschieden sein. Oft kommt es zu anhaltender Müdigkeit und Schlafstörungen, manchmal einhergehend mit sozialem Rückzug, einem Gefühl der Inneren Leere oder Sinnlosigkeit. Die gute Nachricht aber: Burn-Out ist behandelbar!

Angststörungen:

Angststörungen gehören neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Man unterscheidet dabei viele verschiedene Formen: u.a. Agoraphobie (Angst vor fehlenden Fluchtwegen), soziale Phobien (Angst vor negativer Bewertung durch andere Menschen), Hypochondrie (Angst, an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden) Panikstörungen und generalisierte Angststörung.

Das Gefühl der Angst hat an sich eine sinnvolle Aufgabe für uns, denn sie löst die sog. Fight-or-Flight-Reaktion aus und bereitet uns auf lebensbedrohliche Situationen vor. Menschen mit einer Angststörung fürchten sich jedoch vor Dingen und Situationen, die für andere ganz normal und unbedrohlich wirken. Die Betroffenen fühlen sich hilflos und bekommen körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Übelkeit. Aus Angst vor der Angst meiden sie dann genau diese Situationen (Vermeidungsverhalten). Sie ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück, was ihr Leben mehr und mehr einschränkt.

Die Standardtherapie stellt die kognitive Verhaltenstherapie dar. Dabei lernt man in angstauslösenden Situationen, dass sich die Angst nicht ins Unendliche steigert, sondern dass sie auf natürliche Weise wieder abnimmt. Der Körper gewöhnt sich sozusagen daran. Wichtig ist es den Angstkreislauf zu durchbrechen und das Flucht- bzw. Vermeidungsverhalten zu unterlassen.

Zwangsstörungen:

Zwangserkrankungen stellen die vierthäufigste psychische Störung dar, wobei die Symptome bei 85% aller Betroffenen vor dem 30. Lebensjahr beginnen. Dazu zählt man u.a. Waschzwänge, Kontrollzwänge und Zählzwänge.

Bei Betroffen treten wiederkehrende unerwünschte Gedanken und/oder zwanghafte Handlungen auf. Zwanghafte Handlungen kennen wir meist von uns selbst, z.B. prüfen wir, ob die Tür zu oder der Herd aus ist, obwohl wir eigentlich wissen, dass es so ist. Die Zwangserkrankung beginnt, wenn die Betroffenen zusehends darunter leiden und somit ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. Die Betroffenen wissen, dass ihre Handlungen eigentlich sinnlos sind, führen sie aber durch, weil sie befürchten, dass sonst etwas Schlimmes passiert. Dabei braucht es oft mehrmalige zeitraubende Kontrollen oder Hilfsrituale, bis die Betroffenen beruhigt sind. Wichtig bei der Therapie ist, dass man lernt Zwangshandlungen nicht auszuführen. Dabei merkt man, dass die schlimmen Befürchtungen nicht eintreten und man unangenehme Gefühle auch ohne seine Rituale bewältigen kann.

Bipolare Störung:

Bipolare Störungen sind Erkrankungen, die durch manische und depressive Stimmungsschwankungen charakterisiert sind, weshalb Betroffene auch als „manisch-depressiv“ beschrieben werden. In Deutschland sind schätzungsweise 1,5 bis 5% der Bevölkerung betroffen.

Die Manie stellt sich als übersteigertes Hochgefühl mit euphorischer oder gereizter Stimmung dar. Auf diese Phase folgt meist eine Depression mit Antriebslosigkeit und Traurigkeit. Die Betroffenen leben sozusagen zwischen den Extremen „himmelhochjauchzend“ und „zu Tode betrübt“. Der Verlauf kann dabei sehr individuell sein, wobei die Episoden Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern können. Für Betroffene können diese Schwankungen so ausgeprägt und belastend sein, dass die ihren geregelten Alltag nicht mehr bewältigen können. Neben der Stimmung sind auch der Antrieb, das Fühlen, Denken und Handeln beeinträchtigt. Die Folgen sind häufig Konflikte in der Partnerschaft und Freundeskreis, Arbeitsplatzverlust, Rückzug aus dem sozialen Leben sowie ein erhöhtes Suizidrisiko. Wichtig zu wissen ist, dass trotz ihrer Komplexität die bipolare Störung behandelbar ist. Neben einer Psychotherapie werden dabei auch meist medikamentöse Stimmungsstabilisierer eingesetzt, die wieder ein geregeltes Leben erlauben.