Als Dozentin an einer Uni sehe ich immer wieder Studierende mit psychischen Problemen in meiner Sprechstunde. Sich professionelle Hilfe zu holen erfordert viel Mut und wird daher oft erst bei einem hohen Leidensdruck aufgesucht. Ein Netzwerk kann hier niederschwellig und früh helfen.
Ich denke, Wissen über die Krankheit ist ein wichtiger Schritt im Entstigmatisierungsprozess und dass dieses Wissen vor allem durch persönliche Erfahrungen und Gespräche und weniger durch statistische Kennziffern oder non-narratives Infomaterial wachsen kann.
Nahezu täglich erlebe ich im Klinikalltag und vor allem in der Psychotherapeutenausbildung Kollegen, die schwer belastet sind und dringend Unterstützung brauchen, doch die Hürden – sei es aus Angst vor Stigmatisierung oder ironischerweise aus Mangel an Zeit und Ressourcen – sind noch immer zu hoch.
Ich bin selbst betroffen und habe das Stigma erlebt. Das beste Mittel gegen dieses Stigma ist, das Thema psychische Erkrankungen ins Gespräch zu bringen und sich auszutauschen. Dafür einen Raum zu schaffen, war lange überfällig.
Wir denken als Professionelle allzu oft, dass nur die Anderen Betroffene wären. Das hindert uns dann, gut für uns selbst zu sorgen. Eigentlich wissen wir doch, wie gut es tut, Hilfe zu bekommen – das gilt auch für uns selbst.