Liebe Leni,
ja das stimmt, dass es schwerer ist einige Versicherungen nach dem Start einer Psychotherapie abzuschließen. Ich kenne mich jetzt hauptsächlich nur mit der Berufsunfähigkeitsversicherung aus. Da sieht es so aus, dass man sie während einer laufenden Psychotherapie idR nicht abschließen kann. Nach Abschluss einer Psychotherapie sieht es anders aus. Je nach Versicherung, werden entweder psychische Erkrankungen ausgeschlossen oder man zahlt mehr in die Versicherung ein… Ich weiß, das ist gemein. Chronische Erkrankungen sowie psychische Erkrankungen sind bei der BU schwer zu versichern. Allerdings fragen BU-Verschicherungen oft nur nach vorausgegangenen Erkrankungen der letzten 5 bis 10 Jahre. D.h., wenn man eine psychische Erkrankung hatte, die vor diesem Zeitfenster lag, hat man keine Einbußen, im Umkehrschluss kann man nach einer abgeschlossenen Therapie 5-10 Jahre warten, bevor man eine BU zu eventuell guten Konditionen abschließen kann.
Was noch extrem wichtig zu beachten ist, ist immer erst eine anonyme Risikoanfrage zu stellen. Denn wenn man bei einer BU namentlich abgelehnt wurde, kommt man eventuell in eine Art “no go Register”, auf den alle BUs zurückgreifen können und bekommt im schlimmsten Fall nirgendwo eine Versicherung.
Dann ist noch folgender Punkt zu beachten: Ich selber bin seit ein paar Jahren in Therapie und habe auf die ganzen Versicherungen bewusst erstmal verzichtet. Es lässt sich von außen leicht sagen, dass man darauf achten soll und nicht unbedingt eine Psychotherapie starten sollte, weil es negative Konsequenzen für eine Versicherung haben kann. Ich habe damals beides abgewogen und kam sehr schnell zu einer Entscheidung. Und zwar stand auf der einen Seite mein Leidensdruck und meine Erkrankung, von der ich wusste, dass sie mir das Leben schwer machen wird. Auf der anderen Seite stand, dass ich etwas versichern wollte, von dem ich noch nicht einmal weiß, ob es jemals eintreten wird. Mir war es wichtiger das Hier und Jetzt im Fokus zu behalten, ich hätte nichts davon gehabt, mein Leben für in vielleicht 20, 30 Jahren zu versichern, aber es im Hier und Jetzt nicht meistern zu können.
Wenn Du soweit bist und Dir überlegst eine Therapie zu starten und es für Dich gut und richtig ist, Dich in Psychotherapie zu begeben, dann ist es, finde ich zumindest, wichtiger auf Dich zu achten und dies auch zu tun. Natürlich bleibt das Risiko, dass man sich für psychische Erkrankungen nicht oder schwieriger versichern lassen kann. Du musst für Dich wissen, ob es Dir das Wert ist einzugehen.
Ich kenne viele (Mediziner oder nicht), die keine BU haben (ich glaube in Deutschland hat auch nur eine Minderheit eine BU), falls es Dich beruhigt.
Was die Approbation betrifft, ist es kein Problem. Dieses medizinische Zeugnis kann man sich auch von einem schon fertigen Kommilitonen unterschreiben lassen oder man geht zu einem fremden Arzt und erzählt ihm man wäre kerngesund😉
Ich hoffe die (lang gewordene) Antwort hilft etwas weiter. Du findest zu dem Thema auch viel im Internet.
Liebe Grüße
Elise