Hallo kern.wern,
dein Post ist zwar schon älter, aber vielleicht erreicht dich meine Antwort ja noch.
Ich bin Sozialarbeiterin und habe eine zusätzliche Weiterbildung zur klientenzentrierten Beraterin (GwG) gemacht. Ich arbeite in einem Sozialpsychiatrischen Dienst und habe mich vor ein paar Monaten auch nochmal in ambulante Psychotherapie begeben.
Meine Haltung zu deinen Fragen sieht so aus: Du brauchst für die Arbeit mit psychicsch kranken Menschen eine gewisse Grundstabilität. Das heißt nicht, dass du keine Krisen haben darfst aber du solltest deinen Alltag mit einem sicheren Gefühl bewältigen können und über Strategien im Umgang mit Selbstregulation und Stress verfügen. Das als Basic. Und dann kommt noch die eigentliche Arbeit: Du hast ja schon praktische Erfahrungen gesammelt. Wie ging es dir mit den Klienten/Patienten? Was lief gut, war kein Problem, wo bist du an deine Grenzen gekommen? Vielleicht kannst du das für dich und in der Therapie reflektieren und noch bestehende Hürden bearbeiten.
Mein "Tipp" wäre, während des Masters auf jeden Fall eine ambulante Psychotherapie zu machen. Dort kannst du dich stärken, mit deiner Krankheit umgehen lernen und eben auch das Thema Arbeit besprechen und einen Weg für dich finden.
Prinzipiell finde ich: Wenn es genau das ist, was du machen willst, dann probier es aus. Mach möglichst viele praktische Erfahrungen schon im Studium, sodass du ggf. auch noch eine Richtungsänderung vornehmen kannst. Überlege dir, welches Setting später für dich geeignet wäre: Kunsttherapeuten arbeiten ja häufig in Kliniken, vielleicht gibt es dafür aber auch im ambulanten Bereich (den ich für weniger intensiv halte) Möglichkeiten??
Du kannst deine eigenen Erfahrungen mit deiner bipolaren Erkrankung durchaus zu einem Gewinn für deine Klienten/Patienten machen, aber dazu muss es dir eben prinzipiell erstmal "gut" gehen. Also arbeite dran 🙂.
Alles Gute und melde dich doch gerne nochmal!
franfine
https://blaupause-gesundheit.de/dr-freisen-ueber-selbst-betroffene-profis/